Korea Report



2. Tag


Teil 3. Seoul, hoch.


Seouler Fernsehturm steht auf dem Gipfel des Namsan Bergs, mitten im gleichnamigen Park. Das ist zwar günstig fürs Senden, für die Touristen ist es eine Herausforderung. Es existiert schon eine Seilbahn, die den Aufstieg erleichtern soll. Wir verirrten uns aber in den engen Gässchen am Fuss Namsans, und mussten aus eigener Kraft nach oben schaffen.

Auf der Treppe zwischen der Stadt und der unteren Gartenanlage trafen wir ein junges Pärchen. Sie spielten "Stein, Schere, Papier". Wenn die Frau gewann, kicherte sie und schnurrte den Mann an. Wenn sie verlor, maunzte sie laut wie eine unzufriedene Katze. Er lachte bei jeder Variante vom Herzen, sie schienen sich köstlich zu amüsieren. Auf jeder einzelner Stufe. Dreihundert Stufen hoch. Sowas können wohl nur frisch Verliebte. Oder?

Auf der oberen Stufe der Treppe angelangt, blickten wir zum Seoul Tower hoch. Ich persönlich erschauerte. Uns standen weitere 1,8 Kilometer des steilen Anstiegs bevor.


Der Neigungsgrad dieser Laterne entspricht genau meinem eigenen, als wir oben ankamen. (Weitwinkelobjektiv lässt grüßen.)

Das war der erste, aber nicht der einzige koreanische Berg, den wir auf dieser Reise erklommen haben. Fragen Sie mich nicht, wieviele Stufen das waren. Der sich öffnende Überblick entlohnte die Mühe.


An dieser Stelle möchte ich koreanische Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft erwähnen, die uns überall auf dieser Reise begegnete. Ein kleines Beispiel dafür: auf der halben Strecke den Berg hoch gibt's eine Übersichtsplattform, wo ich Seouler Panorama fotografieren wollte. Leider musste ich feststellen, das das Gelände abgesperrt war - der Handlauf wurde neu lackiert. Ich konnte meine Enttäuschung nicht verbergen. Einer der Passanten reagierte sofort: er fragte höflich nach, ob ich auf die Plattform will, regelte das mit den Malern und half mir über die Absperrung. Dieses Bild habe ich ihm zu verdanken.

Zum Fernsehturm selbst gelangten wir rechtzeitig, um dem Auftritt einer Gruppe Kampfkünstler zuzuschauen. Hier sind die Bilder, genießen Sie die Show:





Was, glauben Sie, plant der Mann in der Mitte des Bildes zu tun? (Blanker Beton unter den Füßen!) Schauen Sie:





Tsa-a-a!






Schnelles Tempo, kraftvolle und elegante Bewegungen, untermalt mit dröhnender Musik - die Show strahlte so viel Energie aus, dass mir beim Zuschauen sich die Haare im Nacken aufstellten.

War die Darbietung beendet, verwandelten sich die mächtigen Krieger in nette Jungs.


Sie unterhielten sich mit Touristen und räumten Gehacktes auf.

Auf einem Plakat gab's Infos zu der Gruppe, leider nur in koreanischer Sprache. Zwar lese ich gern etwas auf Koreanisch, verstehen tue ich davon nichts. Also kann ich Ihnen nicht einmal den Namen der Gruppe verraten, sorry.

Wir sahen uns die Umgebung an. Das Gelände unter dem N Seoul Tower ist mit Kunstobjekten übersät, selbst der Maschendraht um das Turm herum glitzert in der Sonne. Es stellte sich nämlich heraus, dass bei verliebten Seouler Paaren der Brauch existiert, als Zeichen ihrer Liebe ein Schlößchen an der Umzäunung des Fernsehturms zu befestigen. Ein Teil dieses Brauchs ist wohl auch, den Schlüssel danach den Berg runter zu werfen. Auf jeden Fall warnen mehrere Schilder ausdrücklich davor.


Jetzt wurde mir das hohe Ziel des maunzenden Pärchens klar, das wir unten getroffen haben. Ich hoffe, sie haben noch an dem Tag nach oben geschafft - da sind nun wirklich sehr viele Stufen.

Wir hatten auch noch ein Ziel an diesem Tag - Kartenmaterial für unser Navigationsgerät zu besorgen. Also verließen wir Namsan Berg, und fuhren mit dem Subway zu der Yongsan Station. Da befindet sich gleichnamiger Elektronikmarkt, in den wir unsere letzte Hoffnung bezüglich Navigationssoftware gesteckt hatten.

Der Weg von der Station zu der Markthalle führt über einen Supermarkt. Einer der Säle auf der ersten Etage ist voll mit Kameras und Objektiven namhafter Hersteller. Kaum ein Modell davon habe ich auf den deutschen Webseiten dieser Hersteller gesehen.

In dem Markt selbst gibt's zwar mehrere Verkaufsstände mit Navis, aber auch diese Geräte waren uns unbekannt. Von der Firma Garmin wiederum hat da niemand was gehört. Also griffen wir auf eine altbewahrte Technologie zurück und kauften uns einen englischsprachigen Straßenatlas: "Atlas of Korea", ISBN 89-390-0060-9.

Zum Abendessen gab's Maultaschen und gebratene Blutwurst im Hotelzimmer, und somit war dieser lange Tag zu Ende.


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