Seouler Fernsehturm steht auf dem
Gipfel des Namsan Bergs, mitten im
gleichnamigen Park. Das ist zwar günstig fürs Senden, für die Touristen
ist es eine Herausforderung. Es existiert schon eine Seilbahn, die den
Aufstieg erleichtern soll. Wir verirrten uns aber in den engen Gässchen
am Fuss Namsans, und mussten aus eigener Kraft nach oben schaffen.
Auf der Treppe zwischen der Stadt und der unteren Gartenanlage trafen
wir ein junges Pärchen. Sie spielten "Stein, Schere, Papier". Wenn die
Frau gewann, kicherte sie und schnurrte den Mann an. Wenn sie verlor,
maunzte sie laut wie eine unzufriedene Katze. Er lachte bei jeder
Variante
vom Herzen, sie schienen sich köstlich zu amüsieren. Auf jeder
einzelner Stufe. Dreihundert Stufen hoch. Sowas können wohl nur frisch
Verliebte. Oder?
Auf der oberen Stufe der Treppe angelangt, blickten wir zum Seoul Tower
hoch. Ich persönlich erschauerte. Uns standen weitere 1,8 Kilometer des
steilen Anstiegs bevor.
Der Neigungsgrad dieser Laterne
entspricht genau meinem eigenen, als
wir oben ankamen. (Weitwinkelobjektiv lässt grüßen.)
Das war der erste, aber nicht der einzige koreanische Berg, den wir auf
dieser Reise erklommen haben. Fragen Sie mich nicht, wieviele Stufen
das waren. Der sich öffnende Überblick entlohnte die Mühe.
An dieser Stelle möchte ich koreanische Freundlichkeit und
Hilfsbereitschaft erwähnen, die uns überall auf dieser Reise begegnete.
Ein kleines Beispiel dafür: auf der halben Strecke den Berg hoch gibt's
eine Übersichtsplattform, wo ich Seouler Panorama fotografieren wollte.
Leider musste ich feststellen, das das Gelände abgesperrt war - der
Handlauf wurde neu lackiert. Ich konnte meine Enttäuschung nicht
verbergen. Einer der Passanten reagierte sofort: er fragte höflich
nach, ob ich auf die Plattform will, regelte das mit den Malern und
half mir über die Absperrung. Dieses Bild habe ich ihm zu verdanken.
Zum Fernsehturm selbst gelangten wir rechtzeitig, um dem Auftritt einer
Gruppe Kampfkünstler zuzuschauen. Hier sind die Bilder, genießen Sie
die Show:
Was, glauben Sie, plant der Mann in der Mitte des Bildes zu tun?
(Blanker Beton unter den Füßen!) Schauen Sie:
Tsa-a-a!
Schnelles Tempo, kraftvolle und elegante Bewegungen, untermalt mit
dröhnender Musik - die Show strahlte so viel Energie aus, dass mir beim
Zuschauen sich
die Haare im Nacken aufstellten.
War die Darbietung beendet, verwandelten sich die mächtigen Krieger in
nette Jungs.
Sie unterhielten sich mit Touristen und räumten Gehacktes auf.
Auf einem Plakat gab's Infos zu der Gruppe, leider nur in koreanischer
Sprache. Zwar lese ich gern etwas auf Koreanisch, verstehen tue ich
davon nichts. Also kann ich Ihnen nicht einmal den Namen der Gruppe
verraten, sorry.
Wir sahen uns die Umgebung an. Das Gelände unter dem N Seoul Tower ist
mit Kunstobjekten übersät, selbst der Maschendraht um das Turm herum
glitzert in der Sonne. Es stellte sich nämlich heraus, dass bei
verliebten Seouler Paaren der Brauch existiert, als Zeichen ihrer
Liebe ein Schlößchen an der Umzäunung des Fernsehturms zu befestigen.
Ein Teil dieses Brauchs ist wohl auch, den Schlüssel danach den Berg
runter zu werfen. Auf jeden Fall warnen mehrere Schilder ausdrücklich
davor.
Jetzt wurde mir das hohe Ziel des maunzenden Pärchens klar, das wir
unten getroffen haben. Ich hoffe, sie haben noch an dem Tag nach oben
geschafft - da sind nun wirklich sehr viele Stufen.
Wir hatten auch noch ein Ziel an diesem Tag - Kartenmaterial für unser
Navigationsgerät zu besorgen. Also verließen wir Namsan Berg, und
fuhren mit dem Subway zu der Yongsan Station. Da befindet sich
gleichnamiger Elektronikmarkt, in den wir unsere letzte Hoffnung
bezüglich Navigationssoftware gesteckt hatten.
Der Weg von der Station zu der Markthalle führt über einen Supermarkt.
Einer der Säle auf der ersten Etage ist voll mit Kameras und Objektiven
namhafter Hersteller. Kaum ein Modell davon habe ich auf den
deutschen Webseiten dieser Hersteller gesehen.
In dem Markt selbst gibt's zwar mehrere Verkaufsstände mit Navis, aber
auch diese Geräte waren uns unbekannt. Von der Firma Garmin wiederum
hat da niemand was gehört. Also griffen wir auf eine altbewahrte
Technologie zurück und kauften uns einen englischsprachigen
Straßenatlas: "Atlas of Korea", ISBN 89-390-0060-9.
Zum Abendessen gab's Maultaschen und gebratene Blutwurst im
Hotelzimmer, und somit war dieser lange Tag zu Ende.
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